Tausend Jahre an der Via Francigena – die Geschichte der Badia Pozzeveri
Die erste urkundliche Erwähnung
Der Hof der Badia Pozzeveri wird von Norwesten nach Südosten von der Via Francigena durchquert, dem ältesten Pilgerweg Europas. Er verbindet Canterbury in England mit Rom, von wo er ins Heilige Land weiterführt. Am Ende des 10. Jahrhunderts n. Chr. entstand an der Straße von Lucca zum Spital von Altopascio ein kleines Kloster am Rand des ehemaligen Sumpfgebiets Padule di Bientina: Die Kirche San Pietro im Dörfchen Burgo di Poctieuli. Die erste Erwähnung des Burgo im Jahr 952 findet sich in einer notariellen Urkunde aus Lucca.
Im ersten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts ging die Leitung der Kirche an den Mönchsorden der Kamaldulenser über, und dank der Hilfe von Adelsfamilien aus Porcari und Lucca wuchs und gedieh das Gut des Klosters und erlebte seine erste Blütezeit.
Die Zusammenstöße mit Florenz
Im 14. Jahrhundert wurden diese Ländereien zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den von Castruccio Castracani geführten kaisertreuen Ghibellinen der Herren von Lucca und den papsttreuen Guelfen der Republik Florenz. Erstere gingen siegreich aus der Schlacht von Altopascio hervor, dank der Steitkräfte Castruccios, die sich nach und nach bis vor die Tore Pratos vorarbeiten konnten. In jenen Jahen wurde das Kloster auch als Altenheim und Hospital für die Truppen Luccas eingerichtet und bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf diese Weise genutzt.
Mit der Errichtung der unüberwindbaren Stadtmauer von Lucca im 16. Jahrhundert erlebte die Gegend endlich eine Zeit des Friedens und die Ebene um Lucca begann sich wieder zu bevölkern. In jener Zeit wurde der älteste Gebäudeteil der Abtei errichtet, “La Torretta“. Der kleine Turm diente als Sommerfrische einer Adelsfamilie aus Lucca.
Die Moderne
Mit der Trockenlegung der Sümpfe von Bientina durch den Florentiner Ingenieur Alessandro Manetti im Jahre 1859 veränderten sich das Klima und die Wirtschaft des kleinen Dorfes radikal. Innerhalb weniger Monate wandelten sich die ehemals überschwemmten Gebiete in fruchtbares Ackerland, auf dem Wassermelonen und Kürbisse angebaut wurden. Gelichzeitig erwiesen sich die höher gelegenen Gebiete, die zuvor unter hoher Luftfeuchtigkeit und beständigem Nebel zu leiden hatten, als perfekt geeignet für den Weinbau.
Die Geschichte der Badia Pozzeveri reicht bis in die heutige Zeit. 1980 erwarb Argante Romani, Stammvater der Familie, insgesamt 200 Hektar Land rund um Lucca, darunter auch die der sogenannten “Tenute di Badia“.
Der Gebäudekomplex rund um die Kirche San Pietro a Pozzeri ist heute Objekt architektonischer Studien. Mehr Informationen über das Projekt und die Ausgrabungen am Kamaldulenserkloster Badia Pozzeveri (in italienischer Sprache): https://www.paleopatologia.it/attivita/pagina.php?recordID=26